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"Die Anatomie eines gesunden Vermögens"

Aktualisiert: 4. Juli

Wie alles zusammenhängt und dem Vermögen dient:


Anatomie – das Wort kommt aus dem Altgriechischen, aná bedeutet »auf« und tomé heißt »das Schneiden – der Schnitt«. Und die Anatomie des Vermögens ist also die Lehre von der »Zergliederung des Vermögens«. Im folgenden Artikel geht es um die gesunde und erfolgreiche Aufteilung eines privaten Vermögens. Im Fachjargon Strategische Asset Allokation – kurz SAA genannt.


Das Gehirn

Im Vergleich zur Anatomie eines Menschen nimmt das Controlling die Funktion des Gehirns ein. Es steuert die Bewegungsabläufe jedes einzelnen Körperteils – in unserem Beispiel jedes einzelnen Vermögensbestandteils. Das Controlling übernimmt die Verantwortung für das Gesamtvermögen. Es muss entscheiden, wann und wie viel Energie in andere Vermögensbestandteile gelenkt wird und wann mit Blick nach vorne einige Bestandteile reduziert werden müssen. Dies dient einzig und allein dazu, das Gesamtvermögen zu schützen. In der menschlichen Betrachtungsweise der Anatomie wiederum spricht man daher auch vom Selbsterhaltungstrieb, um zu überleben.


Das Herz

Es übernimmt beim Menschen die zentrale Funktion der ewegung des Blutkreislaufsystems. Hier kommt nun der Vermögensinhaber ins Spiel: Er muss für sich aus seinem Herzen heraus entscheiden, in welche Richtungen und mit welchem Mix sein Vermögen über einen langfristigen Horizont angelegt werden soll. Wo sollen die Schwerpunkte in der Asset Allokation liegen? Ist die eingeschlagene Richtung gut? Müssen Anpassungen vorgenommen werden? Hier muss der Vermögensinhaber auf sein Herz hören. Dabei gilt als oberstes Gebot, ein optimales Gleichgewicht zwischen dem eingegangenen Risiko und der zu erwartenden Rendite zu schaffen.


Der Rumpf

In der Anatomie eines gesunden Vermögens könnte man den Rumpf mit den stabilisierenden, werterhaltenden und lebenswichtigen Bausteinen vergleichen. Welche Überlebensbestandteile gehören nun zu einem gesunden Vermögen? Als aller Erstes wäre hier das eigene Unternehmen anzuführen, das man als Inhaber erfolgreich in der Geschäftswelt positioniert hat und in Zukunft zu sichern ist. Das ist für einen Vermögensinhaber die Basis, auf der sich alles aufbaut. Das eigene Unternehmen wird gekennzeichnet durch Selbstbestimmung und Freiheit. Natürlich gibt es auch Risiken, wie fehlende soziale Sicherung oder Haftungsrisiken bis hin zum Privatvermögen. Nicht jeder Vermögensinhaber hat aber ein eigenes Unternehmen, in dem er noch beruflich engagiert ist, sondern hat sich sein Vermögen anders geschaffen. Auch in diesem Fall ist es wichtig, das Vermögen zu erhalten. Zu den stabilisierenden Bausteinen zählen auch Zinspapiere (festverzinsliche Anleihen), die einen steten, positiven Cashflow liefern sollen. Jedoch ist es gerade in der aktuellen Nullzinspolitik der Notenbanken wichtig, die richtigen Anleihen auszuwählen, die auch nach Kosten noch einen (Überlebens-) Beitrag leisten können. Viele Staatsanleihen erfüllen diese Vorgabe aktuell nicht und eignen sich deshalb für ein gesundes Vermögen nicht mehr. Dies kann sich bei steigenden Zinsen wieder ändern. Man denke dabei an die Gefahr einer steigenden Inflation, über die im Moment häufig geschrieben wird. Das Eigenheim oder die Eigentumswohnung gehört zu einem wesentlichen Bestandteil eines gesunden Vermögens, und die Immobilie schützt vor einer Inflation. Jetzt mag es Argumente geben, die im Wesentlichen behaupten, dass die selbst genutzte Immobilie, die junge Generation in puncto Flexibilität einschränkt. Denn eine Immobilie wird manchmal zum Bremsklotz, besonders wenn man einen Jobwechsel plant. Umzug und Verkauf kann viel

Geld kosten. Das Wohneigentum sorgt für den Vermögensinhaber für ein Mehr an Unabhängigkeit und wirtschaftlicher Sicherheit. Mieterhöhungen oder Kündigungen fallen

nicht an. Das erspart Ärger und schafft finanziellen Spielraum jeglicher Art. Gold und Edelmetalle werden in einer strategischen Asset Allokation und in einer Vermögensverwaltung oftmals als stabilisierender Baustein eingesetzt. Das mag aus der Historie, dem allgemeinen Verständnis und dem Schutz vor Inflation geschuldet sein. Doch Gold wirft keine Zinsen oder Dividenden ab.


Arme und Beine

Jetzt geht es ums Bewegen, also darum, das Vermögen nicht nur zu erhalten, sondern zu mehren. Das Vorwärtskommen gelingt manchmal leichter oder auch schwerer. Genauso

verhält es sich aus Sicht eines Vermögensinhabers und Kapitalanlegers: Mit Investments in Aktien, Private Equity, vermieteten Immobilien, Oldtimern, Kunst oder direkten Unternehmensbeteiligungen kann man sein Vermögen zum Teil ganz erheblich vermehren. Doch wo erhöhte Chancen sind, sind auch die Risiken ganz erheblich größer. Eine

allgemein gültige Regel lautet oft: Je jünger man ist, desto höher die Quote der treibenden Vermögensbestandteile, also auch Aktien. Aber jeder Vermögensinhaber muss sich

in der strategischen Asset Allokation auch wohl fühlen.


Wichtig ist es, die unterschiedlichen Risiken eines jeden treibenden Vermögensbestandteils zu managen, um das größtmögliche Renditepotenzial auszuschöpfen. Eine Aufgabe für das Controlling. In der Sprache der Vermögensverwalter wird die eine oder andere Parallele zu einem »Core-Satellite-Strategie« erkennen wollen. Jedoch spielt der Core-Sattelite-Ansatz mehr eine Rolle als Erweiterung eines Portfolioansatzes in einer Vermögensverwaltung. Das liquide Vermögen, das am Kapitalmarkt anzulegen ist, ist jedoch nur eine Teilmenge des

Gesamtvermögens eines Vermögensinhabers. Deshalb sind ein ganzheitlicher Ansatz und eine Steuerung über das gesamte Vermögen unabdingbar. Auch müssen dazu die einzelnen Vermögensbestandteile genau aufeinander abgestimmt werden, damit das Vermögen auch als Ganzes funktioniert. Andernfalls droht der Zusammenbruch, wenn die Lebensumstände eines Vermögensinhabers mal durch persönliche Schicksalsschläge aus den Fugen geraten.

Ärzte empfehlen daher immer wieder, seinen Körper zu checken und Vorsorgeuntersuchungen durchzuführen. Genauso sollte der Vermögensinhaber mit seinem Vermögen umgehen: Immer wieder einen Check von unabhängiger Seite durchführen zu lassen, ob die Anatomie des Vermögens noch passt und den persönlichen Lebensumständen entspricht.


(Erschienen 2022, "Die Elite der Vermögensverwalter im deutschsprchigem Raum", 19. Jahrgang, www.elitereport.de, Handelsblatt Elite Report Edition)

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